Wörterbücher

Jeder kennt sie und nutzt sie, um etwas nachzuschlagen: sei es ein Lehn-/Fremdwort dessen Bedeutung unklar ist oder ein komplzierter Fachbegriffen oder oder eine Englisch-/Spanisch-/Französischvokabel, die man nicht versteht.

Wörterbücher helfen also im besten Fall dabei, die Bedeutung eines Begriffs, einer Aussage zu erfassen und erledigen damit eine Art Übersetzungsaufgabe. Diese Tätigkeit übernehmen in gewissem Maße auch LogopädInnen, v.a. dann, wenn sie mit Menschen arbeiten, deren Sprachproduktion z.B. nach einem Schlaganfall gestört ist. Dann gilt es, trotz der fehlerhaften Sprache Verstehen zu ermöglichen, indem man versucht, hinter die veränderten Wörter zu schauen, um den Menschen und seine Wünsche wahrzunehmen.

Das gelingt häufig, aber manchmal bleiben die Übersetzungs- und Verständigungsversuche unvollständig und es kann zu Missverständnissen kommen. Das stellt für Patienten und Therapeuten einen herausfordernden Moment dar. Man ist sozusagen „Lost in Translation“.

Es gab 2003 einen sehr sehenswerten Film von Sofia Copolla mit diesem Titel, der in Tokio spielt und die Kommunikationsprobleme in einer fremden Sprache/Kultur thematisiert (mit Bill Murray und Scarlett Johansson in den Hauptrollen).

Im letzten Jahr ist nun im Dumont Verlag ein Buch mit dem gleichen Titel erschienen, in dem die Autorin Ella Frances Sanders „unübersetzbare Wörter aus der ganzen Welt“ (so der Untertitel) versammelt. Darin finden sich z.B. „poronkusema“ ( ein finnischer Begriff, der die Distanz bezeichnet, die ein Rentier laufen kann) oder das malaische „pisanzapra“ (was die Zeit bezeichnet, die man braucht, um eine Banane zu essen). Die Beispiele zeigen, dass Sprache natürlich eng mit den kulturellen Gegebenheiten verknüpft ist. Auch im Deutschen gibt es Begriffe, die für andere Sprachen unübersetzbar sind wie z.B. „Kummerspeck“ und „Kabelsalat“ (was das über unsere Kultur aussagt, darüber kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen).

Mit unserem Faible für Wortungetüme durch das Koppeln von Nomen kann man problemlos weitere Wörter schaffen, die einen selbst dann vor Verständnisherausforderungen stellt, wenn man des Deutschen einigermaßen mächtig ist, man denke z.B. an das „Rindfleischettikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz“.

Immer dann, wenn die Möglichkeiten der sprachlichen Verständigung an ihre Grenzen stößt und kein Wörterbuch mehr hilft, gibt es immer noch die Möglichkeit, nicht sprachliche Wege einzuschlagen (wie Mimik, Gestik, Zeichnen) und so gefühlvoll zu versuchen hinter den Worten die Mitteilungsabsicht zu erahnen und den Menschen mit seinen Wünschen wahrzunehmen.

Eine Fähigkeit, die Therapeuten, die mit kommunikationsgestörten Patienten arbeiten, entwickeln (müssen).

 

Veröffentlicht von Norbert Frantzen

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