Urlaubszeit – Lesezeit

Vom Titel des Romans „Der Stotterer“ (Diogenes Verlag, 24.- Euro) wird man als Logopäd*in  natürlich sofort angesprochen. So ging es mir jedenfalls, aber abgesehen davon hatte ich früher bereits etwas von dem Schweizer Autor Charles Lewinsky gelesen und in guter Erinnerung behalten. Ein Blick auf den Klappentext des Buches bestätigte mich dann in dem Wunsch, die Geschichte zu lesen. In dem Fall müsste man jedoch nicht die Einzahl benutzen, sondern von mehreren Geschichten sprechen. Denn Lewinsky beschreibt in seinem Buch zwar lediglich die Geschichte der Hauptperson, Johannes Hosea Stärckle bzw. lässt ihn selber seine Lebensgeschichte erzählen, ABER…der Leser bekommt zahlreiche Varianten der Episoden aus der Biografie Stärkles angeboten, so dass man irgendwann nicht mehr genau weiß, welche davon nun der Wahrheit entspricht und welche nicht.

Der Protagonist sitzt im Gefängnis, da er aufgrund seiner Sprechstörung für sich seine Begabung für das Schreiben entdeckt hat und seinen schriftsprachlichen Ausdruck so perfektioniert, dass er diese Fertigkeiten auch zu kriminellen Zwecken nutzt (Stichwort: Enkeltrick). Auch in der neuen Umgebung des Gefängnisses weiß er seine schreiberischen Ausdrucksmöglichkeiten sehr effektiv und gewinnbringend einzusetzen.

Ich habe mich sehr gerne in dieses erzählerische Labyrinth begeben und bin mit viel Freude den kreativen, sprachlich brillianten Ausflügen gefolgt.

Fazit: Ein Buch, das Spaß macht und gleichzeitig ein anspruchsvolles Lesevergnügen darstellt für alle, die Lust haben auf ein sprachliches Feuerwerk, phantasievolle Geschichten und dabei über die Macht des gesprochenen und v.a. des geschriebenen Wortes nachdenken möchten.

 

 

 

Veröffentlicht von Norbert Frantzen

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