Sie haben so interessante Namen wie Nudel-Uwe, Wurst-Achim, Aal-Ole, Käse-Rudi oder Bananen-Reinhold und allen gemeinsam ist, dass sie zur Gilde der Marktschreier gehören. Zur Zeit gastieren sie mit ihren gewaltigen Stimmkünsten noch bis zum Sonntag, den 15.01.2012  in Kiel auf dem Holstenplatz. Dort trotzen ihre äußerst stark beanspruchten Stimmbänder nicht nur den hiesigen feucht-kalten Witterungsverhältnissen sondern auch den enormen Herausforderungen, die mit der Dauerbelastung des nicht-müde werdenden Anpreisens ihrer Produkte einhergeht. Wurst-Achim steht mit seinen stimmlichen Leistungen sogar im Guinessbuch der Rekorde, da er mit den 110 Dezibel, die die Lautstärke seines Stimmorgans erreicht, erfolgreich gegen einen Brüllaffen antrat. Auf seinen Erfolg angesprochen weiß er fachlich fundiert zu berichten: „Alles nur eine Frage der Atemtechnik“ (siehe gleichnamigen Artikel in den Kieler Nahrichten vom 12.1.2012) und erfreut mit dieser fachkundigen Selbstwahrnehmung jedes LogopädInnenherz. Was ist jedoch, wenn die Stimme doch einmal versagt und der Betroffene auf seiner Wurst, seinem Käse, seinem Aal oder was auch immer sitzen bleibt? Spätestens dann wären LogopädInnen gefragt. Aber warum warten bis es zu spät ist, denn Vorbeugen ist bekanntlich besser als Heilen. Also ran an den Speck, All, Käse etc. Denn wer würde nicht gerne mit einer Patientengruppe arbeiten, die offensichtlich schon ein solides know-how mitbringt auf dem sich gut aufbauen lässt (siehe Zitat oben).

Alle, die neugierig geworden sind, aber es nicht mehr schaffen, diese stimmlichen Urgesteine bis zum Sonntag zu erleben, haben im Norden noch einmal vom 02. bis zum 04. März 2012 auf dem Paradeplatz in Rendsburg Gelegenheit dazu. (Wahlweise kann die Feldforschung über solche Extremphonierer auch jeden Sonntag auf dem Hamburger Fischmarkt betrieben werden. Der Vorteil bei diesem setting wäre , dass die Gesamtpopulation der Probanden größer wäre und es gleich eine Kontrollgruppe gibt – die der übernächtigten Partygänger, die nach durchzechter und -grölter Nacht auf dem St.Pauli Kiez auf dem Fischmarkt den Rest an Heiserkeit nutzen, um noch einen letzten ernüchternden Aal zu bestellen. Damit würden also wesentliche wissenschaftliche Kriterien berücksichtigt und die Ergebnisse der Untersuchungen von alltäglichen Stimmwundern wären belastbarer.)

P.S. Apropos Stimmbelastung: Nicht immer schützt das Wissen um die richtige Atemtechnik, denn der berühmte Bassbariton Thomas Quasthoff hat nach zahlreichen Kehlkopfentzündungen nun bedauerlicherweise seinen Rückzug aus dem Konzertleben bekannt geben müssen (und das, obwohl man davon ausgehen kann, dass er sehr wohl weiß, wie wichtig die Atmung ist und wie sie richtig genutzt werden kann!)

Davon kann man sich auf zahlreichen klassischen Einspielungen überzeugen, aber der Sänger konnte auch blue notes stimmlich umsetzen, wie seine hörenswerte CD  „The Jazz Album“  beweist.

Veröffentlicht von Norbert Frantzen

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