„Leichte Sprache“ ist nicht selbstverständlich
Die Zeitungen berichten über das Schreiben für die Landtags-Wahl in Schleswig-Holstein. Einige Menschen stören sich an den sprachlichen Ausdrücken, die verwendet wurden. Die Worte sind so gewählt, dass sie auch von Menschen mit Beeinträchtigungen verstanden werden. Deshalb werden zum Beispiel Fremdworte vermieden und die Sätze sind einfach und kurz. Wenn der Schreiber lange Begriffe verwenden muss, werden die Wörter mit einem Bindestrich getrennt (z.B. Geburts-Datum).
Das nennt man in „leichter Sprache“ schreiben.
Man kann noch viele andere Regel befolgen, damit die Sprache einfacher zu verstehen ist:
- Worte erklären
- in jedem Satz nur eine Aussage machen
- keinen Genitiv benutzen
- Beispiele geben
- große Schrift benutzen
- wichtiges hervorheben
- Abschnitte machen
- und vieles andere mehr
Einige Leser, die keine Schwierigkeiten haben, stören sich jetzt an der Schreibweise in den Wahl-Benachrichtigungen.
Ich verstehe das nicht, weil es wichtig ist, dass viele Menschen zu einer Wahl gehen können und verstehen, was sie brauchen und was sie berücksichtigen müssen.
Ich finde es gut, wenn man „leichte Sprache“ viel häufiger benutzen würde.
Dann könnten auch Menschen, die Probleme beim Verstehen von Texten haben, am Leben besser teilnehmen.
Das gilt zum Beispiel auch für Menschen, die nach einem Schlaganfall im Gehirn Schwierigkeiten mit der Sprache haben. Sie nennt man „Aphasiker„.
Aphasiker gehen zu Sprach-Therapeuten (=Logopäden), damit ihre sprachlichen Möglichkeiten besser werden.
Im Kieler Schloss gibt es eine Schule, in der man lernen kann, als Logopäde zu arbeiten.
Ich hoffe, dass viele Menschen zur Wahl gehen werden.
Menschen mit oder ohne Lern-Behinderungen, mit oder ohne Lese-Schwierigkeiten, mit oder ohne Sprach-Störungen.
Nachtrag: Beim Versuch, einige Regeln der leichten Sprache in diesem Artikel umzusetzen, musste ich feststellen, wie wenig selbstverständlich es ist, sich einfach auszudrücken. Und es erfordert ganz viel Konzentration, die komplexen Formulierungen, die man sofort im Kopf hat, soweit zu feilen, dass nur noch der wichtige Kern der Aussage bleibt. Aber es lohnt die Anstrengung, um allen Menschen die Möglichkeit zur Partizipation an der Kommunikation und gesellschaftlichen Prozessen zu ermöglichen (auch wenn dieser Satz formal voll aus dem Ruder läuft und gegen alle Regeln verstößt).