Irrgärten (diese und jene)

Man muss es nicht toll finden, aber es geschieht wieder einmal langsam aber sicher: der Sommer geht in einen Spätsommer über und spätestens, wenn die Kastanienbäume im Schlossgarten ihre schwere Last auf den Boden des Innenhofs vor der Logopädieschule im Kieler Schloss prasseln lassen, muss schon an den Herbst gedacht werden. In dieser Zeit sind die Maisfelder am höchsten und es entstehen an vielen Orten auch in Schleswig-Holstein Maislabyrinthe. Alle, die zu große Angst haben, sich in solch einem Irrgarten zu verlaufen, oder da grundsätzlich nicht hingehen wollen, weil sie damit ihren Protest gegen den übertriebenen Maisanbau zum Ausdruck bringen möchten, können sich ja auch „in den bevorstehenden Zeiten des abnehmenden Lichts“ (frei nach einem Buchtitel von Eugen Runge) gefahrlos und ökologisch korrekt in den Wörtern eines Buchs verirren.

Vom Titel her passend wäre dann z.B. das Buch von Marie-Sabine Roger: „Das Labyrinth der Wörter“ (das ja auch bereits mit Gerard Depardieu verfilmt wurde). Darin führt eine alte Dame namens Margueritte die Hauptperson Germain, ein etwas einfach „gestrickter“ Kerl, an die Welt der Bücher heran. Germain, der bisher eher handwerliches Talent zeigte, lässt sich langsam aber sicher trotz seiner Vorbehalte und Widerstände von Margueritte dazu verführen, sich durch das „Labyrinth der Wörter“ zu kämpfen. „Ein Buch, das war wie eine Rattenfalle (…) ein scheinheiliges, hinterhältiges Ding, das auf den ersten Blick ganz harmlos aussah. (…) Aber es war eine Mauer. Eine Mauer an der ich mir den Kopf einrannte.“ S.51 Hier wird also der Kampf beschrieben, den es für manche Menschen bedeuten kann, wenn sie versuchen Buchstaben zu Wörtern und Sätzen zusammenzufügen und den Sinn eines Textes zu erfassen. Insofern ist das Buch für LogopädInnen besonders interessant, da es zu einem tieferen Verständnis führt, wie es unseren Patienten geht, die Probleme mit der Schriftsprache haben.

Veröffentlicht von Norbert Frantzen

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