Hätten Sie es gewusst?

In der letzten Woche haben die Teilnehmer*innen des Ausbildungskurses 18 ihre Examensklausuren absolviert. Laut „Logogpäden Ausbildungs- und Prüfungsordnung (LogAPrO) müssen 5 (in Worten: fünf!) anderthalb stündige Klausuren an zwei aufeinander folgenden Tagen geschrieben werden. Das stellt verständlicherweise für alle eine enorme Belastung dar.

Neben den Logopädiefächern, Audiologie und Neurologie stellt natürlich auch die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde mit ihren umfangreichen für die Logopädie relevanten Grundlagen einen wesentlichen Teil der schriftlichen Prüfungen dar. Insofern war es nicht verwunderlich, dass sich die Lerngruppen, die sich in den letzten Wochen immer wieder in der Schule getroffen haben, anhand des Kehlkopfmodells die entsprechenden anatomischen Begriffe und physiologischen Abläufe bei der Stimmbildung einzuprägen versuchten.

Ein beliebtes Format bei Klausuren ist bekanntlich, multiple choice Fragen zu stellen, was aber nicht immer unbedingt leichter sein muss, wie das folgende Beispiel eindrücklich zeigt:

Um was handelt es sich bei den eingefärbten Strukturen auf dem Foto?
a) um eine mechanische, farbenfrohe Stützvorrichtung bei kindlichen Stimmlippenlähmungen
b) um gutartige Auswüchse nach regelmäßigem Singen kitschiger deutscher Schlager
c) um die kreative Kompensation des Lernstresses von Teilnehmer*innen einer Lerngruppe
d) um den missglückten Versuch mit Hilfe von Pfeifenreinigern die Verschleimung des Larynx zu beheben
e) alles ist richtig
f) nichts ist richtig, sondern es handelt sich um folgendes:…………………………………………………
g) ich weiß, wo ich die Antwort finden würde
h) ich kenne jemanden, der es wissen könnte
i) nur c, g, h sind richtig
Das Beispiel zeigt einmal mehr, dass es auf eine Frage häufig nicht nur eine passende Antwort gibt und es bewahrheitet sich wieder, dass ein Narr mehr fragen kann, als sieben Weise beantworten können. (Sollten Sie trotzdem noch eine Idee für Antwortmöglichkeit f) haben, freuen wir uns über Ihre Zuschriften!)
Wir wünschen den Examenskandidatinnen viel Erfolg und viele gute Ideen bei den anstehenden mündlichen Prüfungen in den nächsten Wochen!
Veröffentlicht von Norbert Frantzen

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Kerstin Schauß-Golecki Beantworten

    Ich krame mein Wissen hervor und würde hier f) ankreuzen. Nach reiflicher Überlegung könnte es sich um die Innervation des Kehlkopfs handeln. Die genauen Bezeichnungen überlasse ich den Experten im Bereich Stimme und konzentriere mich wieder auf die Kindersprache.

    • Beatrice Rathey-Pötzke Beantworten

      Der multiple choice-Fragensteller hat hier ja mal wieder viel Kreativität bewiesen. Und die Schüler-Lerngruppe, die das bunte Gebilde erschaffen hat, sowieso! Die Antwort f) weist stark (!) in die richtige Richtung. Meiner Ansicht nach handelt es sich bei der ,Dekoration‘ des Kehlkopfmodells um einen Teil des Nervus vagus, genauer dessen Äste N. laryngeus superior und N. recurrens, mit seinem Teil N. lar. inferior, der die inneren Kehlkopfmuskeln motorisch versorgt (und die Schleimhaut unter der Glottis sensibel). Der Recurrens-Nerv zeigt anatomisch eine Besonderheit, die sich in seinem Namen ausdrückt: ,Re-currens‘ bedeutet der Zurücklaufende, weil er einen Umweg über den Brustkorb zu seinem Ziel, dem Kehlkopf macht. Fun fact: Der Nervus recurrens der Giraffe ist 5 Meter lang! 🙂

  2. Norbert Frantzen Beantworten

    Beeindruckend! Chapeau! Und das, obwohl es sich ja auch bei Dir um ein fachfremdes Sujet handelt…
    Erscheint mir (als einseitig aphasisch Gebildeten ;)) sehr plausibel, aber vielleicht gibt es ja noch endgültige Aufklärung von kompetenteren Fachleuten!?

  3. Norbert Frantzen Beantworten

    na, da habe ich ja wieder mal was gelernt und kann die Erbauerinnen in der Lerngruppe nur beglückwünschen, sich die komplexe Materie mit diesen Hilfsmitteln nahe gebracht zu haben

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