Ein Ostergedicht
Als LogopädIn kann man eigentlich nie genug davon haben: die Rede ist von Gedichten, die bei der Therapie unterschiedlicher Störungsbilder eingesetzt werden können (Stimmstörungen, Sprechstörungen, Leserechtschreibstörungen etc.). Elegant ist natürlich, wenn die ausgewählten Texte auch noch etwas mit der Lebenswelt des Patienten zu tun haben oder zu aktuellen Anlässen passen.
Deshalb an dieser Stelle ein Gedicht von Janosch, das zu dem bevorstehenden Osterfest passt (aber auch zu jeder anderen Zeit im Jahr verwendbar ist):
Das Liebesbrief-Ei
Ein Huhn verspürte große Lust
Unter den Federn in der Brust
Aus Liebe dem Freund,
dem Hahn zu schreiben.
Er solle nicht länger in Düsseldorf bleiben.
Er solle doch lieber hier- zu ihr eilen
und mit ihr gemeinsam die Stange teilen
auf der sie schlief. Das stand im Brief.
Wir müssen noch sagen: Es fehlte ihr
an gar nichts, außer an Briefpapier.
Da schrieb sie ganz einfach
und deutlich mit Blei
den Liebesbrief auf ein Hühnerei.
Jetzt noch mit der Marke bekleben
und dann auf dem Postamt abgegeben.
Da knallte der Postmann den Stempel aufs Ei.
Da war sie vorbei-
die Liebelei.
Wir wünschen mehr Erfolg (nicht nur in Liebesdingen und nicht nur zu Ostern).
So bleibt doch manche Liebe „chancenlos“