Back to the roots

Moin Moin, ich bin die Neue auf dem Schiff der Lehrenden. Obwohl – so neu bin
ich eigentlich gar nicht mehr, habe ich doch schon 28 Jahre auf dem Buckel. Und
fremd bin ich der Logopädieschule auch nicht. Vor genau drei Jahren legte ich
hier an der Kieler Förde mein Staatsexamen ab. Ich war Matrosin im Kurs XIII,
checkte im Jahre 2014 ein und ging 2017 von Bord, ohne Schiffbruch zu erleiden.
Doch es war nur ein Abschied auf Zeit. Damals ahnte ich nicht, dass ich nach
nicht einmal 36 Monaten erneut einschiffen würde.
Ich sammelte Erfahrungen in einer Klinik und in zwei Praxen, getreu dem Motto
des berühmten portugiesischen Seefahrers Ferdinand Magellan „Wer an der Küste
bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken.“
Meine Entdeckerlust war geweckt. Neben ruhigem Fahrwasser erlebte ich auch
stürmischere Zeiten. Vor allem die erste Zeit entpuppte sich als besonders
aufregend. Ich lernte, auf mich Acht zu geben und zu schauen, was ich brauchte,
um nicht über Bord zu gehen. Gut, dass wir hochwertiges Rüstzeug an die Hand
bekommen hatten. Dies half zuverlässig durch Zeiten voller Ebbe und Flut.
Auf meiner Reise habe ich erfahrene Seemänner- und frauen kennenlernen dürfen,
die sich bereits bestens mit dem Meer an Möglichkeiten der Logopädie
auskannten. Das Gebiet der neurologischen Störungsbilder faszinierte mich dabei
von Anfang an am allermeisten.
Unterwegs traf ich alte Bekannte wieder, die damals mit mir eine Crew bildeten.
Diese Schiffer wurden zu neuen, alten Weggefährten. Gemeinsam stellten wir uns
so manchem undefinierbaren Seeungeheuer, verloren uns in unendlichen Weiten,
sahen wieder Land, kamen wieder vom Kurs ab, segelten mit dem Wind, befanden
uns zunächst auf dem falschen Dampfer, konnten uns dann wieder treiben lassen,
genossen den Rückenwind und lernten, das Ruder immer fester im Griff zu haben,
um selbstsichere Kapitäne zu werden.
Wir werkelten fleißig weiter an unseren Booten, die im Laufe der Zeit immer
stabiler und wendiger wurden. Schließlich ist ein Schiff im Hafen sicher, doch
dafür werden Schiffe nicht gebaut, wie schon der amerikanische Schriftsteller und
Autor John Augustus Shedd wusste.
Den Anker vermochte ich nirgends gänzlich auszuwerfen, trieb mich doch
still und leise die Sehnsucht umher, in meinen alten Heimathafen einzulaufen.
Wie das Leben manchmal so spielt, war es mir tatsächlich möglich, im Juni ein
Manöver zu fahren und mir einen Liegeplatz im Schloss zu suchen.
Ich freue mich sehr, nun wieder Teil der Logopädieschule zu sein, auch, wenn
mein Fernglas mir nun andere Perspektiven und Blickwinkel eröffnet.
Die Aussicht auf die Kieler Förde ist so erfrischend altbekannt und das Geschrei
der Möwen ist so liebenswürdig störend.
Das Kollegium und auch die Lernenden haben mich herzlich in ihre Mannschaft
aufgenommen.
Dieses Mal bin ich Passagier und bleibe auf unbestimmte Zeit.
Ich sage ahoi und freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen und Euch!
Um diesen Logbucheintrag mit einem Zitat zu schließen:

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ – Hermann Hesse
Für mich ist es der zweite Anfang.

 

Text von Ricarda Neuhäußer

Veröffentlicht von Beatrice Rathey-Pötzke

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

    • Beatrice Rathey-Pötzke Beantworten

      Herzlichen Dank für die positive Unterstützung und die guten Wünsche! 🙂

    • CM Beantworten

      Sie können sich wirklich glücklich schätzen, denn diese neue Matrosin ist in jeder Hinsicht eine Bereicherung! Sie wird auf jeden Fall die Segel stets mit frischem Wind versorgen…

      • Beatrice Rathey-Pötzke Beantworten

        Und wir schätzen uns glücklich! Danke für das überzeugte Statement. Es deckt sich mit unserem Eindruck! 🙂

  1. Norbert Frantzen Beantworten

    Selten hat es so schnell so positive Kommentare gegeben. Aber war das wirklich anders zu erwarten?! Denn auch mir „altem Seebär“ fällt es leicht, in das gleiche Horn zu stoßen: Ich freue mich sehr, dass wir mit Ricarda ein neues Besatzungsmitglied gewonnen haben mit dem es große Freude bereitet, in den Wanten und der Takelage der neurologischen Störungsbilder herum zu kraxeln!
    Auf zu neuen Ufern…

    • Beatrice Rathey-Pötzke Beantworten

      Das kann ich für den Bereich der Stimmstörungen und das Thema Mehrsprachigkeit genauso berichten! Die Kollegin macht sich auf aktuellen Seekarten mit allen Untiefen und sonstigen maritimen Herausforderungen schnell und engagiert vertraut. Na, dann: Mast- und Schotbruch und Spaß auf dem Meer für das ganze Team!

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert