Ach du dickes Ei-eine Osterüberraschung

Da staunte der Leser nicht schlecht: In der Ausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 02./03. April 2015 prangte zentral auf der ersten Seite die Schlagzeile „Ohne Arztbesuch zur Krankengymnastik“. Der Untertitel ließ noch mehr aufmerken „Die Union will Logopäden, Masseure und andere Therapeuten besserstellen. Sie sollen frei entscheiden, wie sie Patienten behandeln wollen. Getestet werden soll auch der „Direktzugang“.  Auch nach mehrmaligem Augen-reiben und einem Kontrollblick auf das Datum (nein, es war nicht der 01. April und dementsprechend konnte es sich auch nicht um einen der üblichen Scherze an diesem Tag handeln) zeigten die gedruckten Lettern immer noch die gleiche Meldung an. In dem Artikel geht es um ein Postionspapier der CDU/CSU-Fraktion in dem angedacht ist, die Leistungen der genannten Fach-/Assistenzberufe besser zu vergüten und ihnen die Möglichkeit zu geben, die Behandlungsmethoden unabhängig von der ärztlichen Einschätzung und Empfehlung frei zu wählen. Es soll also endlich das passieren was zu einem längst überfällig war (die angemessene Bezahlung) und zum anderen das offiziell werden, was – zumindest in vielen Behandlungsbereichen der Logopädie – schon lange gängige Praxis ist: dass Logopädinnen nach einer eigenständigen Diagnostik die Behandlungsmethoden entsprechend den Ergebnissen individuell für den jeweiligen Patienten festlegen.

Triebfeder für die geplanten Veränderungen ist laut Artikel in der SZ nicht ausschließlich eine inhaltlich-fachliche Einsicht, dass die Kompetenzen von Therapeuten ausreichen, um qualitativ gute Behandlungen durchführen zu können, sondern das Argument ist hauptsächlich wieder einmal das der Kosteneinsparungen, weil durch die Neuregelung weniger Organisation und Schriftverkehr anfallen würden. Aber wie auch immer, Hauptsache es kommt endlich Bewegung in diese Angelegenheit.

Darüberhinaus soll auch in Probeläufen ermittelt werden, inwieweit es auch sinnvoll ist, für Patienten den direkten Zugang zu Heilmittelerbringern zu ermöglichen.

Die politischen Verhandlungen darüber sollen 2016 beginnen, und auch wenn die Umsetzung der Ideen also noch etwas dauern wird, ist es sehr erfreulich, dass es politische Kräfte gibt, die das Thema wichtig finden und verfolgen wollen: „Therapeuten sind eine wichtige Stütze unseres Gesundheitswesens. Wir müssen diesen Beruf zukunftsfähig und attraktiv für Nachwuchs machen.“ (Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der Union, zitiert in SZ 2./3. April 2015)

Darauf kann man getrost mit einem Eierlikörei anstoßen!

Veröffentlicht von Norbert Frantzen

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Beatrice Rathey-Pötzke Beantworten

    Danke für das Herausstellen dieses interessanten neuen politischen Ansatzes, der ja in vielen anderen Ländern schon an der Tagesordnung ist, in unserem Blog!

    • Beatrice Rathey-Pötzke Beantworten

      Leider immer noch kein Direktzugang für Therapeuten in Deutschland, aber ich glaube, das Thema ist noch nicht vom Tisch…mal sehen, was noch kommt.

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