von Gammellagen und Aufmersamkeitsnoppen

Da staunte ich nicht schlecht, als ich an einem Morgen gleich zweimal im Radio Wörter aufschnappte, die ich noch nicht kannte und deren Sinn sich mir nicht unmittelbar erschließen wollte.

Was sollten wohl „Gammellagen“ sein? War es vielleicht eine geschichtete Anhäufung von Gammelfleisch? Oder eine bestimmte Haltung beim entspannten herumliegen? Oder eine Umschreibung der Situation pubertierender Jugendlicher? Oder vielleicht doch ganz allgemein der Zustand, der sich vor kurzem an den ganzen freien Tagen um Weihnachten und Silvester langsam schleichend eingestellt hatte?

Der Kontext der Wortverwendung machte schnell deutlich, dass keine der Interpretationen zutreffend war. Der Begriff fiel nämlich beim Wetterbericht und meint folgendes:

„Als „Gammellage“ bezeichnen Meteorologen eine Wetterlage, die weder eindeutig ein Hoch- noch  ein Tiefdruckgebiet ist. Charakteristisch für die Gammellage ist, dass die Zentren der kräftigen Hochs und Tiefs weit von uns entfernt liegen. Das heißt, es gibt nur schwache Winde und kaum einen Austausch der Luftmassen.

Der Name kommt tatsächlich von dem Wort „gammel“, auf norwegisch bedeutet dies ‚alt‘. Denn weil die Luftmassen kaum bewegt werden, „gammelt“ die Luft sozusagen vor sich hin. Weder eindeutig wechselhaftes Tiefdruckwetter noch durchgehend ruhiges Hochdruckwetter kann sich durchsetzen. (…) In dieser Mischung (..) ist eine Gammellage ein Garant für oftmals trübes Wetter.“

Quelle: wetterspiegel.de

Auch zum zweiten gehörten Wort („Aufmerksamkeitsnoppen“) lassen sich mit etwas Phantasie schöne Bedeutungsassoziationen knüpfen. (nur zu, lassen Sie der Kreativität freien Lauf!)

Es wurde verwendet in Zusammenhang mit einem Rückblick auf ein Jahr Hamburger Elbphilharmonie. Abgesehen von einigen Konzerthighlights und der Faszination über den Klang ging es in dem Radiobeitrag auch um die zahlreichen Knochenbrüche, die sich Besucher zugezogen hatten, weil die Stufen im großen Konzertsaal eine große Herausforderung darstellen. Diesem Problem wurde an den entscheidenden Trittstellen mit „Aufmerksamkeitsnoppen“ begegnet. (Soweit – so profan. Diesem schönen Wort hätte man einen schillernderen semantischen Gehalt gewünscht.)

Bleibt nur noch, allen LeserInnen ein gutes neues Jahr zu wünschen, in der Hoffnung, dass es immer wieder gelingt aus temporären persönlichen „Gammellagen“ (die hin und wieder notwendig und unvermeidbar sind) heraus zu finden und erneut offen, bereit und aufmerksam zu werden (egal ob mit oder ohne Hilfe von „Aufmerksamkeitsnoppen“) für die Herausforderungen und Freuden des neuen Jahres.

 

Veröffentlicht von Norbert Frantzen

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Beatrice Rathey Beantworten

    So wissen wir, dass sich das Leben zwischen Gammellagen und Aufmerksamkeitsnoppen seinen Weg bahnt. 🙂 Geahnt haben wir es schon lange, aber eben nie die richtigen Wörter dafür zur Verfügung gehabt. Amüsant zu lesen, Herr Frantzen, vielen Dank!

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