Einen Vorteil hat ein langer Anfahrtsweg mit dem Auto zur Arbeitsstelle unbestritten: es besteht hinreichend Gelegenheit Radio zu hören. Je nach angewähltem Sender bietet sich ein bunter Strauß aus Melodien und/oder Wortbeiträgen, die manchmal einen kaum wahrgenommenen Brei bilden, da man sich ja hauptsächlich auf den Verkehr konzentriert. Der sprachlich interessierte Logopäde in mir horchte jedoch auf, als sich aus der Vielzahl an Musikstilen und Wortbeiträgen ein Satz herausschälte, der so plötzlich und kontextlos wahrgenommen doch einigermaßen befremdlich klang:

 „Pferde sind die Delfine des Nordens“!

 Hatte ich richtig verstanden? Und wenn ja, was wollten mir diese Worte sagen? Wie sich herausstellte handelte es sich nicht um einen Verhörer meinerseits, sondern die Reportage berichtete über eine Pferde-/Reittherapie mit traumatisierten Soldaten, wie sie jetzt in Vechta durchgeführt wird. Bezug genommen wurde in dem Bericht auf die positiven Erfahrungen, die in Amerika mit Delfinen gemacht wurden, wenn diese den betroffenen Soldaten dabei halfen, Kriegserlebnisse zu verarbeiten.

Auch wenn mir der Nutzen des Einsatzes von Tieren durchaus bewusst ist, da sie sich ja auch schon in die logopädische Behandlung gehoppelt und gewedelt haben, schien mir der Vergleich doch ähnlich abstrus, wie die touristisch-hochgetunten Vergleiche, dass es sich bei dieser und jener Stadt um „…ein Venedig des Nordens“ handelt.

Und hier noch ein Link-Tipp für alle, die Lust bekommen haben auf mehr sprachliche Kuriositäten: auf http://blogs.taz.de/wortistik nimmt sich der Wortwart Detlef Gürtler modernen Wortneuschöfungen an.

Veröffentlicht von Norbert Frantzen

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