Ferien-/Urlaubszeit ist Lesezeit. Und damit ist an dieser Stelle mal nicht das mühsame Einverleiben von Fachbüchern gemeint, sondern die lustvolle Lektüre schöngeistiger Literatur und anregender Schmöker. Dass auch beides zusammengehen kann (Fachliches und Lustvolles), belegen die Lesetipps, die an dieser Stelle immer mal wieder weitergegeben werden. Es geht um Nicht-Fachbücher jeder Art, in denen jedoch Aspekte der Logopädie (Symptome, Störungen, Sprache, Kommunikation u.v.m.) auftauchen. Vielleicht ist ja etwas dabei, das neugierig macht und zum Weiterlesen antregt. (Und natürlich werden auch Ihre Empfehlungen gerne aufgegriffen.)

Und hier der erste Hinweis:

José Saramago erzählt in dem Buch „Die Reise des Elefanten“ wie in der Mitte des 16. Jahrhunderts der König von Portugal und seine Gemahlin überlegen, welches Geschenk  anlässlich der Hochzeit ihres Vetters Erzherzog Maximilian von Österreich angemessen und in ausreichendem Maße wertvollsein könnte. Im Laufe dieser Überlegungen schlägt die Königin vor, dass man ihm ja eine Monstranz schenken könne, woraufhin ihr Gatte zu Bedenken gibt, dass das der portugisischen Kirche missfallen könnte, da Maximilian „eindeutige Sympathiebezeugungen für die Reform der lutherischen Protestanten“ gezeigt habe.

„…Satan, daran habe ich nun gar nicht gedacht, rief die Königin, sich bekreuzigend aus, morgen werde ich in aller Herrgottsfrühe zur Beichte gehen, Warum morgen im Besonderen, meine Gnädigste, wenn es doch Eure Gewohnheit ist, jeden Tag zu gehen, fragte der König. Wegen dieses ruchlosen Gedankens, den der Feind mir auf meine Stimmbänder gelegt hat, ich spüre noch immer ein Brennen in der Kehle, als wäre der Hauch des Bösen über sie hinweggefegt. An die sinnlichen Übertreibungen der Königin gewöhnt, zuckte der König nur mit den Achseln (…)“.

Mit dieser interessanten Selbstwahrnehmung einer besonderen Art von Stimmstörung, die man bereits auf Seite 10 findet, erschöpft sich auch schon das Thema Logopädie, so dass sich die Leserin genüsslich der Reise des Elefanten von Portugal nach Österreich widmen kann.

Veröffentlicht von Norbert Frantzen

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