Lachen erlaubt??(!!)

Im einem der letzten Artikel  dieses blogs wurde die Bedeutung von Fragen erörtert.

Die titelgebende Frage tauchte auf, als jetzt nach langer Zeit noch einmal die Filmkomödie „Ein Fisch namens Wanda“ von 1988 angeschaut wurde. Darin versuchen vier Gauner, die Juwelen geraubt haben, ihre Komplizen über´s Ohr zu hauen, um die Beute nicht teilen zu müssen. Das Drehbuch schrieb u.a. John Cleese (Monty Python) und entsprechend dem legendären britischen Humor gibt es einige bitterböse Szenen. Soweit so gut. Nun ist es so, dass einer der Diebe eine sehr ausgeprägte Stottersymptomatik hat und auch darüber derbe Scherze gemacht werden. Und da könnte das Problem für empathische LogopädInnen nun beginnen. Darf man als in der Sprachtherapie Tätiger darüber lachen, wenn die Sprech-/Sprachschwierigkeiten auf die Schippe genommen werden, obwohl man weiß, wie sehr die davon Betroffenen manchmal darunter leiden, in ihren Verständigungsmöglichkeiten beeinträchtigt zu sein und stigmatisiert zu werden? (Dementsprechend gab es damals beim Start des Films in den Kinos zahlreiche Proteste der Stotterer-Selbsthilfe.)

Diese Redeflussstörung wurde ja auch in dem Film „The Kings speech“ thematisiert , der zwar ebenfalls humorvoll, aber dabei immer respektvoll bleibend die Sprechschwierigkeiten des Königs und die kreativen Techniken des Sprachtherapeuten schildert.

Das Störungsbild des Stotterns wird natürlich auch intensiv an der Logopädieschule Kiel unterrichtet; ebenfalls Thema ist in unterschiedlichen Fächern und Kontexten die Bedeutung des Humors im Umgang mit den Problemen unserer Patienten. Dass es von Vorteil ist, wenn es den Betroffenen gelingt auch mal über Felhler und handicaps lachen zu können, ist unumstritten. Und es ist gut, wenn TherapeutInnen ihre Patienten bei dieser Entwicklung hin zu mehr humorvoller Gelassenheit unterstützen können.

Ob man nun über diese filmische Inszenierung lachen kann, hängt von vielen Faktoren ab und ist individuell sehr unterschiedlich.

Da hilft nur eins: den Film anschauen und sich selber ein Urteil bilden.

P.S.: Nicht nur in Filmen ist das Stottern Thema, sondern auch in der Musik finden sich dafür Beispiele: „M-M-M-Mädel“ von Mike Krüger, „Logopädentango“ von Ganz schön Feist, siehe außerdem: Scatman John, Ben´s Brother „Stuuttering“ und auch Radiosendungen gibt es: „Schöner Stottern“ (LORA München) und „Holper Stolper“ (Radio free FM)

Veröffentlicht von Norbert Frantzen

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