Flechten in der Logopädie!(??)- Linguistik Teil 1
Viele Menschen assoziieren den Begriff „Ergotherapie“ damit, dass man da Körbe flechtet. (Das ist natürlich ein Vorurteil, da die Ergotherapie mit einer Vielzahl von Methoden die Rehabilitation betroffener Menschen befördert).
Die Disziplin der Logopädie wird eher weniger damit verbunden, dass da was geflochten wird. Und doch sollen die Auszubildenden der Logopädieschule Kiel in einer Veranstaltung aus selbstgewählten Materialien etwas zusammenknüpfen.Warum das?
Sowohl bei der logopädischen Behandlung von kindlichen Sprachentwicklungsstörungen als auch bei erwachsen-erworbenen Störungen der Sprache werden die Probleme der betroffenen Personen mit Hilfe der linguistischen Ebenen näher unter die Lupe genommen. Dabei werden folgende Bereiche unterschieden: Phonologie (Lautebene), Semantik (Wortbedeutung), Morphologie/Syntax (Wort-/Satzbau) und Text.
Im folgenden geht es um den letztgenannten linguistischen Bereich, die Textebene. Geht man von der Alltagsbedeutung aus, denkt man bei dem Wort „Text“ erst einmal an eine längere schriftliche Einheit und erinnert sich an Begriffe aus dem Deutschunterricht/dem Buchhandel (Erzähl-/Prosatext, Sachtext etc.). Aus linguistischer Sicht sind aber auch zusammenhängende mündliche Äußerungen oder auch kurze sprachliche Reaktionen auf eine vorausgegangene Mitteilung Texte bzw. man spricht in dem Zusammenhang auch von Diskurs.
Das Wort Text leitet sich ab vom lateinischen „textus“ was soviel bedeutet wie „Geflochtenes, Gewebtes“. Mit Hilfe von formal-sprachlichen Mitteln (z.B. dem Ersetzen durch Pronomen) werden bei einem Text seine einzelnen Aussagen, den sogenannten Propositionen, miteinander verwoben. Gelingt der Einsatz dieser sogenannten kohäsiven Mittel, dann ist der Text kohärent, d.h. der Leser/Hörer kann dem ausgelegten roten Faden folgen und den Sinn nachvollziehen. (So wie hoffentlich auch bei diesem Text.)
Um das zu verdeutlichen werden zu Beginn der Veranstaltung „Textverarbeitung und ihre Störungen“ Schals, Stricke uvm. von den TeilnehmerInnen miteinander verbunden. Dabei entstehen immer wieder kunstvolle Objekte (vgl. Foto).
(Fortsetzung zu den linguistischen Ebenen folgt)