Eine Lanze brechen

Woher kommt eigentlich diese Redewendung? Sie bezieht sich auf Wettbewerbe im Mittelalter und hier insbesondere den Tjost, in dem es darum ging, mit Lanzen gegeneinander zu kämpfen. Da man dies in der Regel für jemanden tat, für einen Adligen oder eine Frau, die beeindruckt werden sollte, bedeutet diese Redewendung also, dass man sich für jemanden einsetzt und dessen Ehre hoch hält. Und genau das möchte ich hier auch tun: Ich möchte eine Lanze brechen für die Ausbildung in Deutschland. Auch wenn ich  – und das ist keinesfalls paradox – gleichzeitig kundtun möchte, dass es in Schleswig Holstein (an der Uni Lübeck) demnächst einen Studiengang gibt, der Logopäden nach ihrem Examen ermöglicht einen Bachelor-Abschluss zu erwerben. Mir fällt schon lange auf, dass bei all den Akademisierungsbestrebungen der letzten Jahre der Wert der in Deutschland sehr fundierten dualen Ausbildung häufig gar nicht mehr gesehen wird. Klassische Ausbildungsberufe wie Schreiner, Bäcker, Zahntechniker z. B. werden in Betrieb und Berufsschule ausgebildet. Im Falle der Logopädieschule Kiel sind Praxis und Theorieausbildung durch die Existenz einer Logopädischen Ambulanz an der Schule vereint. Diese Modelle bieten eine wunderbare gegenseitige Bereicherung und perfekte Lernbedingungen, die in den meisten Studiengängen so nicht zu finden sind. Ich finde, wir sollten uns in Deutschland darauf besinnen, dass wir hier seit langer Zeit ein System pflegen, dass es so in vielen anderen Ländern gar nicht gibt und auf das aus diesen Ländern oft mit großer Wertschätzung gesehen wird. Wir sollten den Wert dessen, was wir hier haben, wieder mehr in den Vordergrund stellen. Die enge Verbindung von Theorie und Praxis und das Lernen in realen Berufssituationen macht einfach Sinn.

Beatrice Rathey-Pötzke, MSc/GB
Schulleiterin

Veröffentlicht von Beatrice Rathey-Pötzke

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