Deutlich mehr Geld im Portemonnaie

An der Logopädieschule Kiel freuen wir uns seit genau 4 Jahren über die Entscheidung der Landesregierung SH, die Ausbildung der Gesundheitsberufe schulgeldfrei zu stellen. Diese Entscheidung wurde im Vorfeld durch viele berufspolitische Aktivitäten der Berufsverbände und der Schulen, die therapeutische Gesundheitsberufe ausbilden, „unterstützt“. So gab es eine Demo aller Schüler:innen und Lehrkräfte Schleswig-Holsteins vor dem Landtag in Kiel, Anhörungen vor dem Sozialausschuss und viele Gespräche mit Politiker:innen. Aber ein weiteres Thema beschäftigt seit einigen Jahren die Schulen für die Gesundheitsberufe; das der Entlohnung in der Ausbildung. Klassischer Weise werden den Auszubildenden Vergütungen gezahlt, wenn sie in Betrieben in die Abläufe eingebunden sind und zunehmend mitarbeiten. Das ist bei der logopädischen Ausbildung nicht der Fall, denn die Logopädieschulen sind ausbildende Institutionen und zwar theoretisch und praktisch in schuleigenen Logopädischen Ambulanzen. Das Thema der Bezahlung von Schülerinnen und Schülern wird von einigen Seiten trotzdem thematisiert; allerdings auch sehr kontrovers diskutiert. Die Berufsverbände, Schulen und Hochschulen, die sich schon seit Jahrzehnten für die Akademisierung der therapeutischen Gesundheitsberufe einsetzen, argumentieren z.B., dass es nun quasi eine gegenläufige Entwicklung gebe. Statt die therapeutischen Ausbildungen an den Hochschulen anzusiedeln, werde durch die Ausbildungsvergütung ein ,Auszubildenden-Status‘ manifestiert und Abhängigkeiten kreiert statt wie an der Universität üblich frei(er(?) und selbständig(er?) zu forschen und zu lernen. Diese Spannung können wir als Schule nicht auflösen – aber vielleicht gibt es im Jahr 2024 endlich klare Entscheidungen der Bundesregierung, wo sie die therapeutischen Gesundheitsberufe langfristig verorten will. Manche Zeichen weisen durchaus auf die kommende Akademisierung hin, aber viele Fragen sind noch ungeklärt. Bis dahin machen wir das, was wir können. Wir bereiten Logopädieschülerinnen und -schüler basierend auf dem aktuellen ’state of the art‘ auf ihre Berufsausübung vor und zwar wie gewohnt in der praktischen Arbeit mit Patienten, unter Bezugnahme auf Modelle, Literatur, Studien und Erfahrung. Die in dieser Weise ausgebildeten Logopädinnen und Logopäden leisten seit Jahrzehnten gute und wichtige Arbeit mit Menschen in Kliniken, Rehazentren und Logopädischen Praxen. Und ab 2023 erhalten unsere Schülerinnen und Schüler nun eine Ausbildungsvergütung. Wir hoffen, dass ihnen dies ermöglicht, sich ganz ohne Nebenjobs auf ihre Ausbildung und die Prüfungen zu konzentrieren und sie dieses Geld sinnvoll einsetzen.

Veröffentlicht von Beatrice Rathey-Pötzke

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